Evaluierung von Wintergersten auf Widerstandsfähigkeit gegenüber der Streifenkrankheit (Drechslera graminea)
Wintergerste wird seit jeher auf dem Dottenfelderhof kultiviert. Entsprechend der bio-dynamischen Bewirtschaftung wird ein Saat-gutnachbau gepflegt. Dennoch wurde ein Auftreten der Streifen-krankheit der Wintergerste nie beobachtet. Mit dem Jahr 2009 hatte sich dies mit einem flächendeckenden Ausbreiten im Zuchtgarten geändert. Zur Folge hatte dies unter anderem, dass ein favorisierter Zuchtstamm wegen höheren Befalls nicht in die Anmeldung gegeben werden konnte. Abbildung 1 und 2 zeigen die typischen Symptome der Streifenkrankheit. Am Blatt zeigen sich die namensgebenden hellen Streifen, die Ähre bleibt taub (Körner füllen sich nicht), wes-halb die befallenen Ähren zur Abreife aus dem Feld herausragen.
Eine Bekämpfung der Streifenkrankheit ist im Bio-Landbau nur schwer möglich, da nur thermische Saatbeizen zugelassen sind, nicht z. B. das gut wirksame Ethanol. Über die Widerstandsfähigkeit des Wintergerstensortiments lagen keinerlei aktuelle Untersuchun-gen vor, zumal bei der Sortenzulassung vom Bundessortenamt die Anfälligkeit von D. graminea nicht geprüft wird.
Um die Resistenz der Wintergerste gegenüber der Streifenkrankheit künftig im Züchtungsgang zu berücksichtigen, wurde daher von der ’Forschung & Züchtung Dottenfelderhof’ (FZD) ein Antrag im Rahmen des ’BÖLN’ bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) beantragt, dem statt gegeben wurde (Projekt-Nr.: BLE 2810OE073). Das Projekt wurde durchgeführt vom September 2011 bis zum Dezember 2019.
Unter Feldbedingungen wurden insgesamt 244 Wintergerste-Akzes-sionen mindestens einmal auf Anfälligkeit gegenüber Streifen-krankheit geprüft, davon sind 124 zweizeilige und 120 mehrzeilige Akzessionen. Insgesamt liegen zum Projektende 981 Datensätze vor, da die Akzessionen möglichst mehrjährig geprüft werden, um eine verlässliche Aussage zu erhalten.
Zunächst sah es so aus als wäre das Befallsniveau nach natürlicher Infektion nicht hoch genug für eine sichere Identifizierung von resistentem Material. Jedoch ist das Befallsniveau von Jahr zu Jahr kontinuierlich angestiegen, so dass 2018 der Befall bei den Checksorten zwischen 20 und knapp 40% lag. Als geeignete Check- und Infektionssorten können zur Zeit Alpaca, Etrusco, Landi und KWS Tonic empfohlen werden.
Für eine Sortenanmeldung ist nicht nur die Streifenkrankheits-resistenz sondern auch eine Flugbrandresistenz erforderlich. Deswegen werden die Wintergersten auch auf Resistenz gegenüber Flugbrand (Ustilago nuda) geprüft. Insgesamt konnten drei eigene Zuchtstämme identifiziert werden, die mindestens drei Jahre geprüft wurden, bei Streifenkrankheit <2% maximalen Befall aufweisen und gleichzeitig resistent gegenüber Flugbrand sind (HS AS 611-10, HS 561-11, HS 624-10-2). Alle drei sind zweizeilige Zuchtstämme, die jedoch über keine ausreichend guten agronomischen Eigenschaften verfügen, um eine offizielle Sortenanmeldung zu rechtfertigen. Es konnten zwei eigene Zuchtstämme gefunden werden, die <1% Befall bei Streifenkrankheit aufweisen dabei jedoch nicht resistent gegenüber Flugbrand sind. Abbildung 3 zeigt die zusammen-gefassten Ergebnisse der Streifenkrankheits- und Flugbrand-prüfungen bei Wintergerste gruppiert in Befallsklassen.
Als Fazit kann gezogen werden, dass mit dem Projekt eine Grund-lage geschaffen wurde, um streifenkrankheitsresistente Winter-gersten entwickeln zu können, die sich für den ökologischen Land-bau eignen und eine dauerhafte ökologische Saatgutvermehrung ermöglichen. Um dieses Ziel letztendlich zu erreichen wird die Evaluierung auch über das Projektende hinaus weiterlaufen, da die neu entwickelten Zuchtstämme und neue zugelassene Sorten auch in Zukunft laufend überprüft werden müssen. Die im Verlauf des Projekts als resistent eingestuften Sorten und Linien werden einge-kreuzt und die Kreuzungen müssen auf Streifenkrankheitsresistenz und weitere agronomische Eigenschaften geprüft werden.
Gefördert durch
Projektleitung
Dr. habil. Hartmut Spieß
61118 Bad Vilbel
06101-6385
Projektdurchführung
Dr. Ben Schmehe
61118 Bad Vilbel
06101-5056940