Hornmistpräparat im Kressekeimtest
Eine dynamische Abbildung seiner Wirkung
Im Rahmen einer Jahresarbeit an der Landbauschule Dottenfelderhof wurde der Frage nachgegangen, ob ein Keimtest mit Gartenkresse (Lepidium sativum) geeignet ist, die Wirkung des biologisch-dynamischen Hornmistpräparates zu untersuchen. Mit einem ähnlichen Test wurde bereits das medizinische Mistelpräparate Iscador® untersucht (Baumgartner 2001).
In unserem Verfahren wurden Kressesamen auf Chromato-graphiepapier in einen Plastikbeutel zur Keimung angesetzt (Abb.1). Die Beutel erhielten 6 ml Wasser und wurden bei 20°C und Dunkelheit in einem Temperaturschrank aufgehängt. Der Wachstumsfortschritt der Keimlinge wurde jeden Tag fotografiert, um anschließend Spross- und Wurzellänge messen zu können. Fünf Varianten mit jeweils 20 Beuteln à 16 Samen wurden untersucht. Außer der Wasser-Kontrolle erhielten alle Behandlungsvarianten Gaben einer Hornmistlösung (30 g Hornmist in 10l Wasser, eine Stunde gerührt) in Form von Tropfen (0,07ml). Eine Lösung wurde bei Versuchsbeginn gerührt (Lösung A), vier Tage später eine zweite (Lösung B), um auch den Einfluss der Alterung untersuchen zu können. In Abbildung 2 ist dargestellt, wie viele Tropfen welcher Lösung jede Variante bekam: Z.B. erhielt die Variante T1 täglich bis zum 3. Tag einen Tropfen der Lösung A, und danach täglich einen Tropfen der Lösung B.
Die Entwicklung der Länge sowie der Wachstumsgeschwindigkeit der Sprosse ist in Abbildung 3 dargestellt. Die früh gegebenen Tropfen verursachten eine Beschleunigung des Wachstums am 3. Tag (in T2) oder 4. Tag (in T1). Dieser zeitlich kurze Impuls führte zu einer Erhöhung der Wachstumsgeschwindigkeit um 10 bis 19%, die im weiteren Verlauf des Wachstums stabil blieb. Die spät gegebenen Tropfen zeigten weder in der Variante noch in den Varianten T3 und T4 eine erkennbare Wirkung.
Die Geschwindigkeit erhöhte sich in T1 und T2 früher als in T4, in T3 trat die T1 . Demgegenüber war die Keimwurzelentwicklung in allen Varianten von der Tropfengabe beeinflusst (Abbildung 4): Am 7. Tag waren die Wurzeln 5 bis 8% länger als in der Kontroll-Variante. Die Beschleunigungsimpulse sind jedoch schwierig zu erfassen: Tendenziell erstreckten sie sich über mehrere Tage, das heißt, die Wachstumsgeschwindigkeit steigerte sich kontinuierlich bis die Wurzeln nach dem 5. Tag die Grenze der Beutel erreichten. Die Geschwindigkeit erhöhte sich in T1 und T2 früher als in T4, in T3 trat die Wachstumsbeschleunigung jedoch bereits vor dem Tropfeneinsatz auf. Dieser Widerspruch zeigt, dass die Methode noch verbessert werden muss, um die Wurzelentwicklung genauer erfassen zu können. Diese ersten Ergebnisse sollten in weiteren Versuchen überprüft werden. Auch muss die Natur der beobachteten Wirkungen geklärt werden, da ein düngender (stofflicher) Effekt trotz der geringen Dosen an Hornmistpräparat nicht völlig auszuschließen ist. Das Hauptanliegen dieser Arbeit war, zu klären, ob diese Methode geeignet ist, die Wirkung bio-dynamischer Präparate untersuchen zu können. Sie hat sich als einfach in ihrem Prinzip und flexibel in ihrer Anwendung erwiesen und ermöglicht eine große Anzahl von Wiederholungen, was wichtig für die statistische Auswertbarkeit ist. Auf Grund der kurzen Versuchsdauer könnte sie zu einem Schnelltest entwickelt werden. Besonders vielversprechend ist die Erfassung der vollständigen Entwicklung der Keimlinge, welche nach Spross- und Wurzelwachstum über mehrere Tage lang verfolgt werden kann. Dadurch lassen sich auch die Veränderungen in der Wachstumsgeschwindigkeit erfassen. Die festgestellte Wachstumsbeschleunigung lässt auf eine Krafteinwirkung schließen und bilden deren Zeitpunkt, Dauer und Intensität ab. Auf diese Weise scheint eine unmittelbare und dynamische Darstellung der Wirksamkeit des Hornmistpräparates auf die Pflanzen möglich zu sein.
[Quelle: Baumgartner, S. M. und Flückiger, H. (2001): Biologische Wirksamkeit des Iscador-spezifischen Mischprozesses von Winter- und Sommermistelsaft in "Die Mistel in der Tumortherapie", Hrsg.: R. Scheer, R. Bauer, H. Becker, P. A. Berg und V. Fintelmann. Essen: KVC Verlag, 2001, pp. 41-54]