Bericht 2009: Kalidüngung und Fingerhutanwendung
Der Langzeitversuch zur Wirkung der von Rudolf Steiner empfoh-
lenen Fingerhut-Tinktur (Digitalis purpurea Abb.1) bei Kalidün-
gung beinhaltete in diesem Jahr den Anbau von Winterweizen als Nachfrucht nach dreijährigem Kleegras. Eine Düngung war turnusgemäß nicht vorgesehen. Somit handelte es sich um die Nachwirkung der 2005 zu Hafer mit Kleeeinsaat verabreichten Düngung in Höhe von 400 kg/ha K in Form von Kalimagnesia, Orthoklas- und Basaltmehl. Die Versuchsergebnisse bestätigten der Tendenz nach die Resultate des Kleeanbaues von 2006 und 2007, wie sie in den Arbeitsberichten 2007 und 2008 nachzu-
lesen sind. Hier soll über eine Versuchsproblematik berichtet werden, welche in einem enormen Auftreten von freilebenden Nematoden (Pratylenchus ssp.) bestand (Abb. 2).
Nach einer üblichen Aussaat des Weizens am 3. November war bei hohen Temperaturen bereits nach 14 Tagen ein sehr hoher Feldaufgang von 90% zu verzeichnen. Im Frühjahr verminderte sich jedoch merklich der Pflanzenbestand, so dass Pflanzen-
proben an den Pflanzenschutzdienst des RP Gießen zur Unter-
suchung eingesandt wurden. Dort wurde neben starken Fraß-
schäden durch Getreidelaufkäferlarven (Zabrus tenebrioides) ein extrem hoher Wurzelwert von 139 Pratylenchus-Nematoden pro Gramm Wurzel festgestellt. Dieser Befall wurde als äußerst problematisch bis letal bewertet. Bei einer erneuten Auszählung des Pflanzenbestandes am 20. April (Abb. 3) ergab sich in den Varianten Kontrolle, ungedüngt sowie Basaltmehl und Orthoklas-Düngung nur noch ein Bestand von durchschnittlich 44 Pflanzen /m2. Demgegenüber betrug der Bestand in den Kalimagnesia-Parzellen 82 Pflanzen/m2. Nach Abbildung 4 betrug demnach der Bestandesverlust durch Schädlingsbefall bei Letzteren 80%, bei Ersteren im Mittel 89%. Eine Ertragserhebung des verbliebenen Pflanzenbestands ergab, dass bei TM-Erträgen von 23 bis 51 kg/ha sich die Kalimagnesia-Variante signifikant mit +75% gegen-
über der Kontrolle, von Orthoklas mit +123% und von Basalt mit +116% abhob. Die Pflanzen der mit Kalimagnesia gedüngten Böden wurden demnach deutlich weniger von Nematoden geschädigt bzw. wiesen eine höhere Widerstandsfähigkeit auf. Nachuntersuchungen der Böden auf Nematodenbesatz unter-
stützen diese Vermutung. So wurden in den Böden der Kontroll-Varianten 84 Pratylenchus-Nematoden pro 25 ml Boden gezählt, in denen der Kalimagnesia-Varianten lediglich 33 Exemplare, wobei der Anteil älterer Jungtiere in diesen Proben prozentual geringer war. Danach muss die Vermehrungsrate der Nematoden an diesen, besser mit Kalium versorgten Wirtspflanzen erheblich geringer gewesen sein, was die um 65% erhöhten K-Gehalte der Weizenpflanzen widerspiegeln. Ein Einfluss der Fingerhut-Behandlungen war nicht festzustellen.
Hinsichtlich der Nährstoffsituation im Boden unterstreichen die Ergebnisse der Bodenuntersuchung nach dem dreijährigem Kleegras 2008 die gemachten Aussagen. Nach Abbildung 5 setzt sich mit der weiteren Nährstoffaufnahme durch das Kleegras die Verminderung der pflanzenverfügbaren Kali-Gehalte im Boden weiter fort. Innerhalb eines Jahres sind auch die Parzellen der Kalimagnesia-Variante in die Gehaltsklasse A gefallen, was die allgemeine Erschöpfung des pflanzenverfügbaren Kaliums anzeigt. An dieser Stelle sei sehr herzlich Frau Sylvia Schütz, Zoologische Diagnostik, Pflanzenschutzdienst Hessen, Wetzlar für die Untersuchungen der Pflanzen- und Bodenproben, für die Interpretation der Ergebnisse sowie den interessanten Gedankenaustausch gedankt. Nach dem Umbruch der Versuchsfläche wurde am 19. Mai die Gesundungsfrucht Tagetes erecta eingesät. Diese erhielt bis zur Ernte in der Voll- bis abgehenden Blüte am 1. September (Abb. 6) zwei Digitalis-Spritzungen. Die Ergebnisse der Ertragserhebung zeigen nach Abbildung 7 in erster Linie einen Einfluss der Düngungsnachwirkung. Bei Erträgen von durchschnittlich 188 dt/ha Frisch- und 33 dt/ha Trockenmasse sticht Kalimagnesia mit plus 39% gegenüber der Kontrolle evident heraus. Die Gesteinsmehlvarianten unterscheiden sich nicht von ’Ungedüngt’.
Interessant ist der Effekt der Fingerhut-Behandlung. Danach stehen sich eine signifikante Verminderung in der Kalimagnesia-Variante und Erhöhungen in den Gesteinsmehl-Varianten mit einer signifikanten Wechselwirkung gegenüber. Das Versuchsjahr 2009 zeigt einmal mehr die Bedeutsamkeit einer ausreichenden Versorgung mit Nährstoffen unter Kalimangelbedingungen im Ökologischen Landbau. Besonders trat die Rolle des Kaliums bei der Erhaltung der Pflanzengesundheit in Erscheinung. Für die Praxis ist in Bezug auf die Fruchtfolgegestaltung von hoher Relevanz, auf die Populationsentwicklung freilebender Nematoden zu achten. Diese haben sich auf Grund eines drei- anstatt zweijährigen Kleegrases enorm vermehrt. Parallele Beobachtungen eines starken Nematodenbefalls in einem Weizenschlag, auf dem außerplanmäßig vier Jahre lang Getreidefrüchte standen, bestätigen diesen Sachverhalt. Auch die Untersuchungen von Schmidt (2007) zur Problematik des Nematodenbefalls im Öko-Ackerbau unterstreichen die hier gemachten Aussagen.