Die Milchviehherde
Unsere 80-köpfige schwarzbunte Milchviehherde ist das Herz des Betriebes. Die Kühe fressen sich im Laufe der Jahre und der Fruchtfolge durch den gesamten Betrieb, durchschmecken und durchkauen beim Wiederkäuen das Futter von unseren Äckern und Weiden und schenken uns neben der Milch den für den Betrieb passenden Mist. Durch das betriebseigene Futter und die jahrelange Zucht hier auf dem Hof sind die Kühe an die Futtergrundlage des Hofes angepasst.
Fütterung
Die Fütterung des Sommers ist Weidegang am Vormittag und in der Nacht sowie Ackerfutter (Kleegras) - und im Spätsommer dazu etwas Mais. Im Winter fressen die Kühe Luzerneheu, Wiesenheu und Futterrüben. Silage füttern wir wegen unserer Milchweiterverarbeitung zu Käse gar nicht.
Rhythmus trägt Leben
Sommer wie Winter haben die Kühe einen verläßlichen Rhythmus, die gleichen Freß- und Melkzeiten im Stall. Im Winter gehen die Kühe nach dem Melken statt auf die Weiden in unseren Tiefstall mit Liegefläche und Laufhof. Dieser klare Rhythmus des Tages und der eigene Platz im Stall für jede Kuh schaffen Ruhe und Struktur in der Herde - einen Organismus bildet sich.
Für die im Stall arbeitenden Menschen bedeuten dieser Rhythmus, die festen Plätze der Kühe, das Melken der Kühe auf dem eigenen Platz (statt in einem Melkstand) einen besonders intensiven Kontakt mit dem Tier, eine enge Mensch-Tier-Beziehung und die Möglichkeit der Einzeltierbeobachtung. Wir kennen alle unsere Kühe beim Namen. Dies hat auch eine große Bedeutung für die Auszubildenden im Stall - es schafft die Möglichkeit viel am Tier zu beobachten und zu erleben.
Eigene Zucht
Neben unseren 80 Milchkühen halten wir noch die eigene weibliche Nachzucht, Masttiere und drei Zuchtbullen, von denen einer mit den zu deckenden Jungtieren läuft. Die Bullen stammen aus der eigenen Nachzucht oder von biologischen Betrieben mit ähnlicher Futtergrundlage, die ebenfalls Zucht auf Lebensleistung betreiben. Seit 1968 stammen alle weiblichen Tiere aus Mutterlinien unseres Betriebes. Ein Tierzukauf erfolgt hier nicht. So können die Herde, der Boden und die Landschaft über viele Jahre zusammenwachen und sich gegenseitig prägen.
Muttergebundene Kälberaufzucht
Wir gehen mit unserer Herde neue - aber doch selbstverständliche- Wege und lassen die Kühe unsere Nachzucht selbst großziehen. In den ersten drei Lebensmonaten leben die Kälber mit der Herde, spielen und ruhen mit den Kühen im Tiefstall oder auf der Weide. So ermöglichen wir wieder eine natürliche Beziehung zwischen Milchkühen und ihren Kälbern.
Eigene Mast - wesensgerecht und regional
Unsere 80 Milchkühe schenken uns jedes Jahr jeweils ein Kalb. Früher haben wir nur knapp 20 Kälber für die eigene Nachzucht behalten und die anderen mit zwei Wochen an andere Betriebe zur Mast abgegeben. So handhaben es die meisten Milchviehbetriebe.
Die innere Notwendigkeit, allen hier geborenen Kälbern auf dem Hof einen Platz zu geben, hat uns nun aber dazu bewogen, selbst mit der Mast zu beginnen. Fast zwei Drittel unserer Kälber bleiben inzwischen bei uns auf dem Hof. Die Mastrinder werden von uns von der Geburt bis hin zur Schlachtung auf dem nahegelegenen demeter Betrieb Hofgut Patershausen begleitet. Ihr Fleisch vermarkten wir komplett über den Hofladen.
Unsere Kuhhaltung ist arbeitsintensiv und der so enge Kontakt mit den Tieren kostet viel Kraft. Aber die Kühe schenken uns unglaublich viel - ihre Milch, ihren Mist, ihre Kälber, ihre Hingabe und ihre unfassbar große, tiefe Seele.
Haben Sie schon einmal in das Auge einer Kuh geschaut?